Eine lebendige Erinnerungskultur ist wichtiger denn je: Verleihung des 3. Alex-Deutsch-Preises
Die Alex Deutsch Stiftung verlieh zum dritten Mal in Kooperation mit dem Landkreis Neunkirchen den Alex-Deutsch-Preis. Ausgezeichnet wurden die Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle mit ihrer Stolperstein AG sowie der Historiker Dr. Dieter Wolfanger.
„Der Alex-Deutsch-Preis steht für eine aktive Erinnerungskultur und würdigt vorbildliches Engagement zur Stärkung einer toleranten, offenen und solidarischen Zivilgesellschaft“, erläutert der Stiftungsvorsitzende Landrat Sören Meng die Intention des Preises. Landtagspräsidentin Heike Becker übernahm die Schirmherrschaft der Preisverleihung und nahm dabei deutlich Stellung zur aktuellen Kriegssituation in Nahost: „Antisemitische Parolen und Demonstrationen sowie Angriffe gegen Jüdinnen und Juden erschüttern mich zutiefst. Dass in Deutschland wieder Antisemitismus zu Tage tritt, ist unerträglich. Deshalb ist es wichtig, von den Gräueltaten der Nazis zu berichten, wachsam gegen jede Form der Diskriminierung zu sein und die jüngeren Generationen zu sensibilisieren. Lassen Sie uns alle zum Sprachrohr von Alex Deutsch werden: Tragen wir seine Botschaft weiter!“
Auch Doris Deutsch, die Witwe von Alex Deutsch, war anwesend und bedankte sich bei allen, die sich im Sinne ihres Mannes für ein “Mehr an Miteinander” engagieren. Auch Vertreter der Landespolitik und in der Erinnerungsarbeit Tätige waren zu der feierlichen Preisverleihung in das Landratsamt Ottweiler gekommen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Lehrern und Schülern der Alex-Deutsch-Schule in Wellesweiler.
   
Das Stiftungskuratorium hat den Preis nach 2017 und 2019 nun zum dritten Mal vergeben.
„Im Saarland kommt man nicht an den Werken von Herrn Dr. Wolfanger vorbei, wenn man sich mit dem Schicksal der saarländischen Juden unter der NS-Herrschaft auseinandersetzt – und das bereits seit knapp einem halben Jahrhundert“, würdigte Landrat und Kuratoriumsvorsitzender Sören Meng die Tatkraft des Preisträgers aus Niederlinxweiler, der sich auch um die Täterforschung sehr bemüht hat. Da er aus gesundheitlichen Gründen verhindert war, nahmen seine Töchter Annemarie Schaadt und Birgit Wobido stolz den Preis für ihren Vater entgegen.
   
Weiterer Preisträger war die Stolperstein AG der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle, die sich bereits seit 2011 um eine inklusive und multimediale Erinnerungsarbeit verdient macht. „Die Stolperstein AG versteht es, die Gedenkkultur sukzessive weiterzuentwickeln, und das über mehrere Schülergenerationen hinweg. Dazu gehört die Dauerausstellung im Schulgebäude, eine Wanderausstellung, die aufwendige Internetseite, sogar auf den Sozialen Medien ist sie aktiv. Durch den Gebrauch moderner Kommunikationsmittel leistet die AG außerdem einen maßgeblichen Beitrag, damit sich auch junge Generationen mit diesem wichtigen Teil der Geschichte unseres Landes beschäftigt. Denn wenn wir wollen, dass dieser Teil der Vergangenheit nicht vergessen wird, muss es auch möglich sein, moderne Wege für künftige Generationen zu gehen – und genau das wird hier getan. Damit ist die Stolperstein AG der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle ein Vorreiter und hat den Alex-Deutsch-Preis 2023 mehr als verdient“, hob Meng das Engagement der AG unter der Leitung von Jörg Friedrich hervor.
 
Zum Preis:
Der Alex-Deutsch-Preis ehrt Personen oder Gruppen, die sich in besonderer Weise für Toleranz als Grundlage politischen und gesellschaftlichen Zusammenlebens verdient gemacht haben. Mit dem Preis erinnert die Stiftung an den Holocaust-Überlebenden Alex Deutsch (1913-2011) und sein unermüdliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Der Preis ist eine Reproduktion einer Skulptur des verstorbenen Künstlers Seiji Kimoto. Sie wurde in einem 3-D-Druck-Verfahren reproduziert. Das Originalkunstwerk befindet sich im Raum der Begegnung in der Alex-Deutsch-Schule und erinnert an die beiden Freunde und späteren Ehemänner von Doris Deutsch, Karl Löb und Alex Deutsch, die während der NS-Zeit von 1943 bis 1945 zuerst im Konzentrationslager Auschwitz und später im Bergwerk des Lagers Langenstein-Zwieberge als Zwangsarbeiter inhaftiert waren.
                   
Bericht und Bilder: Facebook-Seite Landkreis Neunkirchen und Erich Hoffmann