Tafelsilber, Tafelkreide und viele Turbulenzen begleiteten ein Berufsleben, wie es kontrastreicher kaum sein kann. Jetzt, am letzten Schultag des Jahres, wird unsere Schulleiterin Stephanie Urschel in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Seit 2015 lenkte sie die Geschicke der Alex-Deutsch-Schule Wellesweiler. Sieben ereignisreiche Jahre, die es gehörig in sich hatten.

Den Anfang der Amtszeit markierte die große Fluchtwelle aus Syrien, die Aufnahme und Betreuung teils schwer traumatisierter Kinder ohne Kenntnis der deutschen Sprache. 2018 war geprägt durch   Sitzungen, Informationsveranstaltungen, Überzeugungsarbeit und eine große Fülle von  Gesprächsterminen im Zuge der räumlichen und inhaltlichen Umgestaltung zur Gebundenen Ganztagsschule.

Umfangreiche Veränderungen verliehen 2018/2019 unserem Schulhaus das lärmerfüllte Flair einer Dauerbaustelle. Noch war das Richtfest nicht gefeiert, da bescherte Corona im Frühjahr 2020 ausnahmslos allen Lebensbereichen eine drastische Zeitenwende. Besonders der Schulbetrieb im Wechsel von Homeschooling und Präsenzunterricht, mit ständig wechselnden Vorschriften zu Hygiene- und Quarantänemaßnahmen brachte die Verantwortlichen an die Grenze der Belastbarkeit. Kapitänin Stephanie Urschel steuerte, bildhaft ausgedrückt, das Schiff in dieser Zeit mit stoischer Gelassenheit um alle Klippen herum. Hinein in einen vermeintlich sicheren Hafen, über dem sich in den letzten Monaten allerdings schon wieder viele unheilverheißende Wolken des Krieges in der Ukraine aufgetürmt haben.

   

„Ohne eine ganze Reihe sehr engagierter Lehr- und Verwaltungskräfte und ohne meine beiden Stellvertreter Ulrike Rothermel und Olaf Schley hätte ich all die Herausforderungen nicht stemmen können“, reicht die scheidende Schulleiterin in einer Rückbesinnung die Blumen an die vielen Teams und Arbeitsgruppen ihrer Einrichtung weiter. Ansonsten habe sie viel Kraft aus der Persönlichkeit von Alex Deutsch bezogen, der auch 11 Jahre nach seinem Ableben das humanistische Leitbild der Schule in ganz besonderer Weise prägt.

Die Eckdaten der ungewöhnlichen Vita von Stephanie Urschel lassen beim Lesen keine Langeweile aufkommen: Geboren 1957 in Elversberg unter dem Mädchenname Bähr, 1963 Eintritt in die einheimische Pestalozzi-Grundschule, Besuch des Albertus-Magnus-Gymnasiums St. Ingbert bis zum Abitur 1976, Studium der Lehramtsfächer Deutsch und Geschichte  in Trier, erstes und zweites Staatsexamen in den Jahren 1980 bzw. 1982.

   

Aufgrund der damals eklatanten Stellenknappheit gedachte die frisch gebackene Realschullehrerin ihre Wartezeit mit einem dreijährigen Beschäftigungsverhältnis beim Internationalen Bund für Sozialarbeit zu überbrücken. 1986 führte der weitere Weg jedoch noch immer nicht in den Schuldienst des Saarlandes, sondern geradewegs in den Schwarzwald nach Baden-Württemberg. Nach einem Fernstudium zur Hotelfachfrau  investierte Stephanie Urschel 14 Jahre lang viel Herzblut in die Geschäftsleitung eines Hotels in der Nähe von Freiburg.

Im Milleniumsjahr 2000 war es dann endlich soweit: Unterrichtsaufnahme in der Erweiterten Realschule Wellesweiler. Von 2006 bis 2012 bildete Stephanie Urschel Referendarinnen und Referendare im Fach Deutsch aus, bevor sie 2012 die Aufgaben der scheidenden Konrektorin in kommissarischer Funktion übernahm. Im Februar 2015 gab auch der bisherige Schulleiter Arno Schley den Staffelstab an seine Vertreterin weiter. Die offizielle Ernennung zur Konrektorin erfolgte im Oktober desselben Jahres, die Ernennung zur Rektorin im September 2017.

Gedrängt hat sich Stephanie Urschel in ihrer unprätentiösen Art übrigens nie nach einem Amt. „Ein ausgewogenes Gemisch aus Bodenständigkeit, guter Rhetorik, fachlicher Kompetenz, praktischer Lebenserfahrung und Beharrlichkeit in der Durchsetzung von Zielen gab stets den Ausschlag zu ihrer Wahl“, ist man sich auch im Kollegium sehr sicher.

   

Die Schule hat mein Leben bestimmt, auch das private“, verrät Stephanie Urschel im Gespräch.  Neben häufigen Belastungsspitzen zum Nachteil des Familienlebens meint sie damit aber auch die Freude am Unterrichten und das ständige Bestreben, den anvertrauten Mädchen und Jungen nicht nur Wissen, sondern gleichzeitig Werte im Hinblick auf berufliche Zukunft und Persönlichkeitsentwicklung zu vermitteln. Neben einer guten Portion unvermeidbarer Strenge sorgten dabei stets die mütterliche Seite der Rektorin und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn für Respekt und Anerkennung.

   

Ob sie als Pädagogin wohl alles richtig gemacht habe? „Nichts kann einen da mehr bestätigen als viele freundliche Begegnungen mit früheren Schülern“, sinniert Stephanie Urschel. Jedenfalls habe angesichts ihrer Person bisher noch niemand die Straßenseite gewechselt, fügt sie lächelnd hinzu.

Die Leidenschaft für ihre beiden Berufe hat Stepanie Urschel zu gleichen Teilen an die eigenen Kinder weitergereicht. Sohn Christian, 1980 geboren, ist heute mit Erfolg im regionalen Gastro- und Hotelgewerbe tätig, während Tochter Wiebke, Geburtsjahrgang 1992, als begeisterte Pädagogin und Lehrerin in die Fußstapfen der Mutter getreten ist.

   

Was das Leben nach der Schule betrifft, hat die sportlich durchtrainierte Neu-Pensionärin klare Vorstellungen. Zunächst stehe da eine Intensivierung der Hobbys Wandern, Gartenarbeit, Kochen und Backen auf der Agenda. Ein noch größerer Fokus sei allerdings auf die Familie gerichtet, in der die 90-jährige Mutter und der achtjährige Enkel Jakob ganz zentrale Rollen spielen.

Viele ehrlich gemeinte Glück- und Gelingenswünsche begleiten Rektorin und Familienmensch Stephanie Urschel auf ihrem Weg in den Ruhestand, ganz besondere Glückwünsche natürlich aus dem großen Kreis unserer Alex-Deutsch-Schulgemeinschaft. Eine große Lücke wird hier zu füllen sein.

Momentaufnahmen    22 Jahre Stephanie Urschel in Wellesweiler

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