Einen ganzen Schultag lang flog die spezielle Lederkugel über die rotweiße Spannleine in der Sporthalle Wellesweiler, wurde mal gefühlvoll mit geballter Faust angehoben, strategisch klug dem Nebenspieler zugestellt, mal mit brachialer Wucht ins gegnerische Feld geschmettert. Viele spielerische Varianten, die allesamt nur eine einzige Absicht verfolgten: Punkte zu sammeln und am Ende bei den Landesmeisterschaften der Schulen im Faustball einen der begehrten Plätze auf dem Siegerpodest einzunehmen. Ein Ziel, das am Ende auch von etlichen Formationen der ausrichtenden Alex-Deutsch-Schule erreicht werden konnte.
Alleine 14 Teams vermochte die Wellesweiler Gemeinschaftsschule in den einzelnen Altersklassen aufzubieten. Zusammen genommen drei Landesmeistertitel konnten am Ende von den Jüngsten (Klassenstufe 5), von den ältesten teilnehmenden Mädchen der Klassenstufe 9 und von einem Mädchenteam der Jahrgangsstufe 7 eingeheimst werden. Hinzu treten vier Vizemeisterschaften und vier dritte Plätze. Eine Bilanz, mit der die Wellesweiler Sportlehrkräfte völlig zufrieden sein können. Anwesend waren aus dem Landkreis Neunkirchen ansonsten nur noch die Gemeinschaftsschulen aus Merchweiler und Spiesen-Elversberg, die in den mittleren und oberen Jahrgängen mit ausgesprochen erfahrenen und kampfstarken Jungenmannschaften zu glänzen wussten. Fachlich begleitet und unterstützt wurde die Veranstaltung von Turnierleiter Karl Ebersold, dem Landesfachwart Faustball im Saarländischen Turnerbund, und von seinem Sportkollegen Sigurd Remm. Nicht zu vergessen der Schulsportbeauftragte Horst Herrmann, der im Vorfeld des Turniers an unzähligen Tagen im Sportunterricht der Alex-Deutsch-Schule zugange war und so gut wie jede Klasse mit dem Faustball-Virus infizieren konnte. Mittlerweile 75 Jahre alt ist der pensionierte Beamte der Gemeinde Eppelborn, der als Ehrenamtler ebenso viel Herzblut in die Kinder- und Erwachsenenbetreuung investiert wie in seinen Lieblingssport Faustball.
Faustball, so ist nachzulesen, wurde bereits von den Römern in unsere Region importiert. Von einem antiquierten Spiel, das in den Turnvereinen alter Prägung „eben mal so“ im Anschluss an schweißtreibende Übungsstunden oder von Sportlern jenseits des besten Aktivenalters gespielt wurde, kann deshalb aber noch lange nicht gesprochen werden. Den im wahrsten Sinne des Wortes schlagenden Gegenbeweis lieferten einige außerordentlich rasante Ballwechsel bei den Landesmeisterschaften in Wellesweiler, ordentlich gewürzt mit Begeisterung und ohrenbetäubender Anfeuerung der meist jugendlichen Zuschauer. Viel Platz benötigt das Spiel, nämlich ein komplettes Handballfeld. Eine 1,80 m hohe Schnur trennt die jeweils vier bis sechs Spieler beider Mannschaften voneinander.
Ansonsten erinnert Faustball stark an das Volleyballspiel, ohne bis dato dessen olympischen Status erlangt zu haben. Abweichend darf der Ball auch dreimal auf dem Boden aufkommen, bevor er spätestens beim dritten Spielkontakt mit viel Schmackes oder mit sanfter List so in des Gegners Terrain platziert werden muss, dass der nicht mehr an das Spielgerät herankommt. Geschlagen wird der Ball mit dem Unterarm oder mit der Faust, aber nie mit zwei Armen oder Fäusten gleichzeitig. „Faustball ist keine Konkurrenz für den Volleyball, er kann in der Phase des Erlernens sogar als hinführendes Element herangezogen werden“, zerstreut Horst Herrmann jedwede Befürchtung aus dem Volleyball-Lager. „Beim Faustball haben gerade motorisch schwächere Kinder schnell Erfolgserlebnisse, weil das Spielgerät durch die drei möglichen Bodenkontakte einer viel leichteren Kontrolle unterliegt und zielgenau zurückgeschlagen werden kann“, ist sich Herrmann mit allen Sportlehrern vollkommen einig. Einig ist man sich in der Alex-Deutsch-Schule jetzt auch dahingehend, dass dem „coolen“ Spiel Faustball im kommenden Schuljahr sowohl beim Sportunterricht als auch im nachmittäglichen Sportangebot der kommenden verbindlichen Ganztagsschule ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden soll.
[LBSP id=2220]
Bericht und Fotos: Erich Hoffmann