Drei Monate Homeschooling bzw. pädagogischer Schmalspurbetrieb liegen nicht nur hinter den Schulen des Saarlandes. Weltweit ruhte der Unterricht aufgrund COVID-19 gänzlich oder fand eingeschränkt über den Weg moderner digitaler Kommunikationstechnik statt, die sich somit zu den wenigen Gewinnern der weltumspannenden Krise zählen darf. Erst ganz allmählich bahnt sich die Normalität wieder ihren Weg. Offizielle Quellen im Saarland haben mittlerweile die nahezu uneingeschränkte Öffnung der Schulen nach den großen Ferien in Aussicht gestellt.
Montag, 16. März 2020. Ein sprichwörtlich rabenschwarzer Tag für die Krähenvögel auf dem Schulhof der Alex-Deutsch-Schule. Kein einziges Kind ist weit und breit zu sehen, und somit nicht eine einzige Brotkrume auf dem Asphalt. Noch ahnen die enttäuschten Meister der Lüfte nicht, dass sie lange Zeit auf ihr gewohntes Frühstück verzichten müssen..
Der erste unterrichtsfreie Tag des immer strenger werdenden „Lockdowns“ hat nicht nur unter den tierischen Kulturfolgern Irritation und Verdruss produziert. Viele Eltern fürchten neben der Bedrohung durch das Virus um Arbeit und Brot, müssen sich zudem Gedanken um die Betreuung und Unterrichtung ihrer schulpflichtigen Kinder machen. Die Lehrer sehen sich derweil einem Berg von Aufgaben gegenüber, um ihre Schützlinge „von heute auf morgen“ digital mit zumutbarem Unterrichtsmaterial zu versorgen, Notversorgungen einzurichten, hier und da Seelenmassage aus der Ferne zu betreiben und somit die eine oder andere Sorge von den Schultern der Eltern zu nehmen.
“Jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die quasi mit digitaler Technik aufgewachsen sind, fiel die Umstellung leichter und sie haben ihr Wissen mit großem Selbstverständnis an die ältere Generation weitergegeben“, wissen Schulleiterin Stephanie Urschel und ihre beiden Stellvertreter Ulrike Rothermel und Olaf Schley im Nachhinein von gedeihlichen Synergien im Kollegium zu berichten. „Alle haben ihr Möglichstes getan, um die schwierige Situation zu meistern und den Betrieb mit Engagement und Einfallsreichtum aufrechtzuerhalten“, weitet das Schulleitungsteam sein Lob auf die Gesamtheit der Lehrerschaft und auch auf die Vertreter der Schüler- und Elternschaft aus, bevor Olaf Schley zu medientechnischen Details übergeht.
Demnach ist die Alex-Deutsch-Schule digital bestens aufgestellt. Schüler und Lehrer kommunizieren mittlerweile über das für Schulen zugelassene und datenschutzkonforme „Sdui“-Programm, während Lern- und Arbeitsmaterialien über das digitale Lernportal „Moodle“ weitergereicht werden. Das sogenannte „Office 365 – Programm“ ermöglicht zudem Videokonferenzen unter allen Beteiligten. „Jedem Schüler wurde mittlerweile eine sichere Mail-Adresse speziell für den Bereich der Schule zugeordnet“, freut sich Medien-Experte Schley über einen großen Schritt in Richtung digitale Zukunft, die paradoxerweise erst in der Zeit der Krise so richtig an Fahrt aufgenommen hat.
Auch in anderen Belangen ist man an der Alex-Deutsch-Schule heute wieder sehr zuversichtlich. Das gebundene Ganztagsmodell wird mit zwei neuen Fünferklassen in die zweite Runde gehen. Besonders die beiden künftigen Klassenlehrerinnen Andrea Kockler (5a) und Stephanie Roth (5b) freuen sich auf die beiden Kennenlern-Nachmittage am 29. und 30. Juni, die ihren neuen Zöglingen die Scheu vor dem Unbekannten nehmen sollen.
Derzeit weist eine Baustelle im Bereich der bisherigen Aula darauf hin, dass eine multifunktionelle Mensa entstehen wird, die weiterhin als Ort für Veranstaltungen, in der Hauptsache aber als moderne Beköstigungsstätte für die Schüler dienen soll. Olaf Schley setzt an dieser Stelle große Hoffnungen auf das komfortable Online-Bestellsystem „MensaMax“, wobei das Essen aber auch konservativ an einem Bestell-Terminal in der Schule geordert werden kann. Federführend für Catering und Pausenverkauf ist künftig das WZB Spiesen-Elversberg. Den „Clou“ stellt ansonsten ein kleiner Aufladechip dar, mit dem die Kinder bargeldlos bezahlen können und der für eine erhebliche Erleichterung in der gesamten Organisation sorgen dürfte.
Eine weitere Baustelle, der künftige Schulgarten als Kooperationsprojekt von Stadt, Ortsrat Wellesweiler, Landkreis und Schule auf dem nahe gelegenen Gelände eines früheren Tennisclubs, hat ebenfalls Fortschritte gemacht. Umgepflügt und mit Muttererde versorgt wartet er jetzt darauf, gleich ab Beginn des kommenden Schuljahres von Schülern und Lehrern bearbeitet und kultiviert zu werden. Als weiteres Sahnehäubchen gelten Zuschussgelder des Umweltministeriums, die auf Abruf bereitstehen.
In der Rückschau sollte nicht unerwähnt bleiben, dass trotz aller virusbedingten Unwägbarkeiten die schriftlichen Abschlussprüfungen ordnungsgemäß und mit beachtlichen Leistungen über die Bühne gingen. Eine Abschlussfeier in konservativer Form darf leider nicht stattfinden, aber für einen würdigen Rahmen der Zeugnisvergabe vor den großen Ferien soll dennoch gesorgt werden.
Mit einer großzügigen Sachspende in schweren Zeiten zeigte sich der Globus-Handelshof St. Wendel solidarisch und das ausgefallene „Friedensfest“ der Alex-Deutsch-Schule kompensierte der rappende Religionspädagoge Jan P. Grüntjes mit einer hervorragenden digitalen Videobotschaft, die jederzeit auf der schulischen Homepage eingesehen werden kann.
Ungewöhnliche Zeiten erfordern solche ungewöhnliche Maßnahmen. Mut, Geduld und Zuversicht waren und sind gefragter denn je. Die allmähliche Rückkehr zur ersehnten Normalität als „Belohnung“ für die eingehaltenen Regeln zeichnet sich ab. Die Vorfreude auf das Kommende erhält neue Flügel. Ein Silberstreif am Horizont!
Bericht und Fotos: Erich Hoffmann
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