Den ersten 100 Arbeitstagen einer neuen Führungskraft in Politik und Wirtschaft ist bekanntlich ein besonderer Mythos zu eigen. 100 Tage gelten demnach als markante Zeitspanne, der von außen eine ebenso geheimnisvolle wie richtungsweisende Bedeutung für die Zukunft beigemessen wird. Rund 50 Schultage haben jetzt die beiden fünften Klassen der neu eingeführten Ganztagsschule Wellesweiler hinter sich gebracht. Für Landrat Sören Meng Anlass, sich direkt vor Ort einen persönlichen Eindruck vom Fortgang des Unternehmens „Gebundene Ganztagsschule“ zu verschaffen.
Ganze anderthalb Stunden nahm er sich Zeit, der Chef der Landkreisverwaltung, um mit Kindern, Lehrkräften und der Schulleitung Vor- und Nachteile des neuen Schulmodells zu erörtern und um Klassen-, Differenzierungs- und Funktionsräume unter die Lupe zu nehmen. „Wie ist der Tagesablauf strukturiert, welche Fächer werden wann, in welchen Gruppen und in welchen Differenzierungsräumen unterrichtet, welche Wünsche und Bedürfnisse haben Schüler und Lehrer?“ Nur einige der vielen Fragen, die Sören Meng an die quirligen Fünftklässler und ihre anwesenden Lehrkräfte Kerstin Burgard und Dagmar Andres richtete. „Anfangs zog sich der Unterrichtstag sehr lang hin, aber mittlerweile haben wir uns gut daran gewöhnt“, nahmen die Kinder kein Blatt vor den Mund. Als erleichternd beurteilten sie die zahlreichen Freizeitangebote, unter denen die Gesellschaftsspiele eine Spitzenstellung einnehmen. Bereits die Erwähnung des generationenübergreifenden Evergreens „Monopoly“ erwies sich im Gespräch als regelrechter Brückenschlag und Eisbrecher gegenüber der respekteinflößenden Position eines Landrates. Sören Meng outete sich nämlich als profunder Kenner dieses abendfüllenden Spieleklassikers, dem er sich nach eigenem Bekunden noch heute trotz knapp bemessener Freizeit gemeinsam mit seinem Sohn widmet.
Den angeregten Diskursen zum Monopoly-Spiel war es letztlich zu verdanken, dass die neu gewonnene Vertraulichkeit einigen Fünftklässlern den Mut verlieh, einen ganz ungewöhnlichen Wunsch zu äußern: „Ein Tobraum für die kalte und unwirtliche Jahreszeit muss her!“ Zu Erfolgsaussichten der Einrichtung eines jener keineswegs unumstrittenen „Tobräume“, die dem überbordenden Bewegungsdrang der Heranwachsenden hier und da tatsächlich entgegenwirken sollen, wollte und konnte sich der schmunzelnde Landrat Meng natürlich nicht an Ort und Stelle äußern. Dennoch begegnete er diesem wie anderen Anliegen der Kinder mit großer Ernsthaftigkeit. Aufmerksames Gehör fanden auch einige Hinweise von Schulleiterin Stephanie Urschel und ihrer beiden Stellvertreter Ulrike Rothermel und Olaf Schley auf die eine oder andere dringliche Baustelle im Schulbereich oder bezüglich des städtischen Bustransfers der Schüler. Den breitesten Raum in den Besprechungen nahm aber unstrittig ein außerordentlich reizvolles Zukunftsprojekt ein: Die geplante Errichtung eines Zier- und Nutzgartens auf dem umzäunten Terrain einer ausgedienten Tennisplatzanlage in der Nähe des Schulgeländes.
Als sich der optimistisch gestimmte Landrat Sören Meng am Ende seines Besuches verabschiedete, tat er dies mit überwiegend guten Eindrücken zum Stand der Alex-Deutsch-Ganztagsschule und mit vielen neuen Eintragungen in seinem Notizbuch.
Bericht Erich Hoffmann, Fotos Olaf Schley
[LBSP id=3309]