Das Schulgebäude in der Wellesweiler Pestalozzistraße blickt auf eine 51-jährige Geschichte mit häufig wechselnden Schulformen zurück. Vor zwanzig Jahren, am 7. September 2001, wurde die damalige Erweiterte Realschule nach dem Auschwitzüberlebenden Alex Deutsch benannt. Ein Glücksgriff für die gesamte Schulgemeinschaft, wie sich später erweisen sollte.
Alex Deutsch, 1913 in Berlin als Kind jüdischer Eltern geboren und 2011 in Wiebelskirchen verstorben, transportierte seine persönliche Leidensgeschichte zusammen mit den Visionen von Friedfertigkeit, Toleranz und Vertrauen seit Mitte der neunziger Jahre in viele Schulen des Landes, darunter auch in die Wellesweiler Einrichtung. Den Vorträgen lag eine derart große Überzeugungskraft zugrunde, dass der damalige Schulleiter Max Rosar unter ausdrücklicher Gutheißung des Ministeriums für Bildung und Kultur sowie des Landkreises Neunkirchen als Schulträger den Vorsatz fasste, die Schule an der Blies mit dem Namen Alex Deutsch zu verbinden.
Am 7. September 2001 war es endlich soweit. Unter großer Anteilnahme der regionalen Öffentlichkeit fand im Rahmen einer Feierstunde die Umbenennung der Schule statt. Neun Jahre noch konnte der Namensgeber Alex Deutsch seine Botschaft über Toleranz und Mitmenschlichkeit höchstpersönlich an Schulklassen und Institutionen aller Art herantragen.
Im letzten Lebensjahr, als die Kräfte allmählich schwanden, bat Alex Deutsch seine Frau Doris um die Fortführung einer Mission, die ihm so sehr am Herzen lag. Diesem Wunsch entsprach die gebürtige Wiebelskircherin bis zum heutigen Tag, stets unterstützt von den jeweiligen Fördervereinsvorsitzenden Reinhold Strobel und Arno Schley. Solange es noch gehe, werde sie dem Versprechen gegenüber ihrem verstorbenen Ehegatten nachkommen, versichert die mittlerweile 84-Jährige bei vielen Gelegenheiten.
Die markant-griffige Schulbezeichnung fand schnell Eingang in die Alltagssprache und vermochte somit dem ebenso eloquenten wie außergewöhnlich charismatischen Zeitzeugen Alex Deutsch ein würdiges Denkmal zu bereiten. Der Begriff „Alex-Deutsch-Schule“ sorgte zudem für einen hohen Bekanntheitsgrad über die Grenzen des Landes hinweg. Der im Schulgebäude integrierte „Raum der Begegnung“ mit der eindrucksvollen Dokumentation über das Leben und Leiden von Alex Deutsch wurde seit seiner Entstehung im Jahre 2009 von vielen Schulklassen, Institutionen und Ehrengästen in Augenschein genommen.
Ein kleiner Wermutstropfen trübt im Jubiläumsjahr allerdings die Feierlaune. Die geplante Festveranstaltung muss pandemiebedingt auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Mehr Informationen unter „www.alex-deutsch-schule.de“.
SZ-Archivaufnahme vom Ehepaar Alex und Doris Deutsch aus dem Jahre 2006
Bericht: Erich Hoffmann